Typografie und Katzenhaare

Katze mit T-Shirt

Der Kater und ich haben es getestet. Die Katzenhaare wirken auf bunten Sachen nicht.

Die steigenden Temperaturen brachten mich auf die Idee, einen Laden für Damenobertrikotagen aufzusuchen und dort ein T-Shirt zu erwerben. Diesmal hatte ich mir vorgenommen, nicht wieder das Modell „möglichst schwarz und möglichst unauffällig“ zu kaufen. Mein Plan lautete, ein knallbunt bedrucktes Teil zu ergattern, in der Hoffnung, so etwas Ähnliches wie Lebensfreude vorzutäuschen, wenn ich gezwungen sein sollte, meine Wohnung in eben jenem T-Shirt zu verlassen.

Ich habe es wirklich versucht. Eine halbe Stunde lang wühlte ich mich durch die Regale, in denen sich nach zwielichtigen Chemikalien riechende Textilien stapelten. Halb tot aber glücklich in der Kabine gelandet, begutachtete ich meine potenzielle Beute und mein fester Vorsatz, etwas Buntbedrucktes zu erstehen, verwandelte sich augenblicklich in blankes Entsetzen. Auf fast allen Shirts prangten typografische Drucke. Auf den ersten Blick hinterließen diese Raffinessen der Textilkunst einen harmonischen Eindruck. Auf den zweiten Blick standen da jedoch so Sachen wie „London, die tolle Stadt!“ oder „Ich liebe New York“ bzw. „Ich liebe Paris“, selbstverständlich in den jeweiligen Landessprachen verfasst.

In London war ich zwar schon mal. Nur leider viel zu kurz, um hinsichtlich der Verliebtheit in die Stadt eine Aussage treffen zu können. Paris und New York habe ich bisher noch nicht besucht und angesichts der aktuellen Entwicklungen im Flugverkehr (verschwundene Flugzeuge, abgeschossene Flugzeuge und Flugzeuge, die von ihrem Piloten einfach so … Na gut. Ich höre auf. Aber ich habe nun mal Flugangst.) werde ich diese Städte in den nächsten Jahrzehnten auch nicht besuchen. Eine Zeitspanne, nach deren Ablauf ich das T-Shirt vermutlich nicht mehr tragen werde.

Dann gab es noch die anderen Shirts. Zum Beispiel das mit dem Aufdruck „Ich liebe die kleinen Dinge“ – wieder auf Französisch. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wenn sich genau dieser Schriftzug – bis an die Grenze zur Unkenntlichkeit verzerrt – über die zwei nicht ganz so kleinen Dinge der Trägerin spannt. Oder das Shirt, auf dem in englischer Sprache steht, dass ich auf der Suche nach Liebe sei. Nachts in einem dunklen Park getragen, erschwert das eventuell eine Aussage bei der Polizei, falls ein männlicher Parkbesucher ebenfalls Englisch kann und diese Botschaft allzu wörtlich auffassen sollte. Vorausgesetzt der Park wäre hinlänglich beleuchtet, sodass er die Aufschrift lesen könnte.

Diese und andere Überlegungen hielten mich davon ab, die lebensfrohen Shirts zu kaufen. Seitdem keimt in mir der vage Plan, eine Fantasiesprache für T-Shirts zu entwickeln, die gut klingt, die sich typografisch prima verwerten lässt und die absolut nichts bedeutet.

Bis ich das geschafft habe, muss ich weiterhin in Schwarz herumlaufen. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn ich tröste mich damit, dass auf einem schwarzen Shirt die Katzenhaare viel besser zur Geltung kommen.

2 Gedanken zu “Typografie und Katzenhaare

  1. Liebe Klara,

    tja, manchmal ist einfach das Ziel im Weg (auch ein schöner Spruch für ein T-Shirt) – bleib bei Schwarz in allen Abstufungen – ist nicht die schlechteste Farbe. ;)

    Liebe Grüße, Claudia

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