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Nackt surfen im Internet

Nacktschnecke

Nacktschnecke

Nachdem ich gestern in einem Facebook-Posting vorsichtig angedeutet hatte, dass ich gerade an einem Text zum Thema „Nackte Haut“ schreiben würde, flogen mir binnen kürzester Zeit ein gutes Dutzend Kommentare zu. Na gut, die meisten waren von mir selbst. Aber trotzdem: Es war faszinierend, denn so viele Kommentare bekommen meine Postings sonst nie. Leider ist mir zu diesem Thema, trotz großspuriger Ankündigung in der Öffentlichkeit, nicht wirklich was eingefallen. Was sehr schade ist, denn genau solche nackten Themen werden wohl sehr gerne in den Webblogs von den Lesern angeklickt. Vielleicht sogar von den Leserinnen. So genau weiß ich das leider nicht. Eine Bloggerin gab mir den Tipp, extra für die Suchmaschinen interessante Wortkombinationen zu finden. Was ich jetzt einfach mal versuche:

Nackte Haut, warm und weich, wird man vergeblich bei einer Nacktschnecke suchen. Nackt ist sie ja und auch weich ist die Schnecke, schließlich gehört sie zu den Weichtieren. Aber warm ist ihre nackte Haut ganz bestimmt nicht, denn Schnecken sind nun mal keine Warmblüter. Dafür aber Blaublüter, denn der Sauerstoff in ihrem Blut wird nicht wie beim Menschen und vielen anderen Tieren mit dem auf Eisen basierenden Hämoglobin, sondern mit Hilfe von Hämocyanin transportiert, das wiederum auf Kupfer basiert. Interessant, oder?

Ich könnte jetzt auch noch was über die Nacktsamer schreiben. Zu denen gehören sämtliche Nadelgehölze, der Ginko, die Palmfarne und die wunderlichen Gnetophyta. Aber wer weiß, so wie letztere aussehen, stammen sie vielleicht vom Mars oder der Venus (ich bin richtig gut, oder?) und sind gar nicht mit dem Rest der Nacktsamer verwandt, zumal sie in einigen Merkmalen den Bedecktsamern ähneln.

So, das war’s. Genug nackte Fakten präsentiert, denke ich. Jetzt „vertagge“ ich noch das Bild einer Nacktschnecke mit den entsprechenden und vor allem vielversprechenden Begrifflichkeiten und dann setze ich mich vor den Zähler, der die Seitenaufrufe zählt und beobachte ihn, wie er in astronomische Höhen schießt. Hoffentlich sind es nicht so irrsinnig viele Klicks auf einmal, dass davon das Internet kaputt geht. Das will ich ja nun auch wieder nicht.

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E-Books sind doof und riechen nicht?

Bildschirmfoto 2014-03-11 um 22.06.55Kurz nachdem Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, mit der Erfindung der Schwarzen Kunst – der Name sagt eigentlich schon alles über diese Teufelei – die Jobs der Bücherabschreiber in den Klöstern platt gemacht hat, zeichnet sich eine neue Katastrophe ab, welche die abendländische und vermutlich auch die morgenländische Kultur bedroht. Von der mittagländischen ganz zu schweigen. Es sind die E-Books: Elektronische Bücher, die nur mit Hilfe einer technischen Krücke in Form eines Computers, Mobiltelefons, Readers oder einer anderen Teufelei zu lesen sind.

Diese obskuren Texte, die sich in den hintersten Winkeln und dunkelsten Ecken der Speicherchips herumdrücken, tun einfach so, als wären sie Bücher, obwohl sie keine sind. Das kann man daran erkennen, dass sie nicht nach Druckerschwärze riechen. Außerdem lassen sie sich auch nicht mit Bleistift vollkritzeln. Ich weiß wovon ich rede. Ich habe es versucht. Es hat nicht funktioniert.

Wobei ich zur Zeit generell Probleme mit Büchern habe – ganz egal ob sie nach etwas riechen oder nicht – vor allem was das Lesen derselben betrifft. Seit etwa vier Jahren hält dieser Zustand jetzt schon an. Schuld daran ist meine bleierne Müdigkeit, die inzwischen ein treuer Begleiter geworden ist (oder eine treue Begleiterin, wegen dem Genderdingens).

Anfangs fand ich es noch lustig, einfach mal wieder Bücher zu lesen, die ich vor sechs oder sieben Jahren gelesen hatte und an deren Inhalt ich mich aufgrund meiner Schlafmangeldemenz nicht mehr erinnern konnte. So etwas spart in der Summe richtig Geld. Inzwischen lese ich nicht mal mehr die Bücher, die ich schon kenne und für neue Bücher bin ich einfach zu müde. Der Grund dafür ist inzwischen vier Jahre alt und im Gegensatz zu mir nie müde. Er hält jeden Abend bis 22 Uhr durch und mich auf Trab.

Trotzdem versuche ich das mit dem Lesen immer wieder hinzukriegen und nutze dazu einfach die Zeiten zwischen den Zeiten. So wie heute. Musikalische Früherziehung hieß die Zwischenzeit, bei der ich nichts weiter zu tun hatte, als 45 Minuten lang in dem Höllenlärm des Elterncafés durchzuhalten, bis meine kleine Nachwuchsmusikerin mit ihrem Kurs fertig war.

Ich schnappte mir also das Kind und den E-Reader, auf dem ich ein gutes Dutzend geruchloser Bücher für genau solche Gelegenheiten gespeichert habe, und sprintete zum Kursraum. In der vierten Etage angekommen, empfing uns anstatt des Geschreis, den dort Dank eines völlig vermurksten Akustikkonzepts normalerweise die wartenden Eltern und Kinder veranstalten, eine beängstigende Stille, verursacht durch das gänzliche Fehlen von Menschen. Alle waren weg, bis auf eine ältere Dame, die mir erklärte, dass der Kurs heute ausfiele und mir mit dieser Information meine 45 Minuten Lesezeit für diese Woche zunichte machte.

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass der Kurs ausfällt, wenn ich die DIN A 4 Seite mit den Kursterminen auswendig gelernt oder wenigstens nicht verbummelt hätte. Das Auswendiglernen ist jedoch mit einem großen Problem verbunden: Ich hätte den Zettel dafür erst mal lesen müssen. Und das Lesen ist eben genau mein Problem. Ich habe einfach keine Zeit dafür. Weder bei Büchern, die nach was riechen, noch bei den geruchlosen und erst recht nicht bei von oben bis unten mit Terminen vollgeschriebenen Zetteln.

Ach ja. Hier in dieser Kolumne geht es übrigens um genau das, worüber ich eigentlich schreiben wollte, bevor ich irgendwie abgeschweift bin:  http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/audio797276.html