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Sonnenaufgang aus der Sicht eines Nachtwesens – Kurze Textstudie

sonnenaufgangDie Amseln hatten es als erste gewusst. Keine halbe Stunde mehr, dann würde die Sonne aufgehen. Im Osten hisste sie schon ihr blassrosa Banner. Das Tintenblau des nahen Morgens begann die Schwärze der Nacht zu unterwandern. Zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang war es beinah so hell, wie an einem trüben Herbsttag, auch wenn der Mond noch vom Himmel leuchtete und die Illusion der Nacht aufrecht erhielt.

Zehn Minuten vor Sonnenaufgang legte sich ein rosa Schleier über den Himmel und überhauchte die letzten Nachtwolken. Längst war das Tintenblau ins Hellblau umgeschlagen und jeden Augenblick drohte es, in das gleißende Weiß des Tageslichts zu kippen.

Nur der Mond hielt sich noch wacker. Fünf Minuten vor Sonnenaufgang strahlte er kraftvoll gegen das Unvermeidliche an, das im Osten langsam über die Horizontlinie kroch.

Jetzt brannte das östliche Himmelsbanner lichterloh. Der Feuerball schob sich über den Horizont und malte die Wolken, die er nicht mit seinem Leuchtfeuer entzünden konnte, violett an, während die Himmelslücken türkis aufleuchteten. Der Mond war nur noch eine blasse Erinnerung an die Nacht, welche die aufgehende Sonne in wenigen Augenblicken auslöschen würde.

 

Die Handwerker waren da. Drei Tage lang hatte ich das zweifelhafte Glück, dem Sonnenaufgang direkt ins feurige Auge sehen zu können, denn Handwerker starten zeitig am Morgen mit ihrer Arbeit. Also nutzte ich die Gunst der frühen Stunde, rieb mir den Schlaf aus den Augen und schaute mir an, wie sich das Licht am Morgen verändert. Das ist nämlich gar nicht mal so uninteressant, wenn man an einer Textstelle schreibt, die kurz vor und kurz nach Sonnenaufgang spielt. Das Foto habe ich erst ein paar Tage später machen können. Da war das Licht ganz anders und doch irgendwie gleich.

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Liebster-Award: Meine Antworten, Fragen und Links

liebster2Meike vom Blog „Meikes bunte Welt“ war so lieb, mich für den Liebster-Award zu nominieren. Das Beantworten der Fragen hat viel Spaß gemacht. Das Ergebnis meiner gedanklichen Bemühungen gibt es hier zu lesen:
1. Berge oder Meer – was gehört für dich zu einem Urlaub dazu?
Ruhe gehört unbedingt dazu, ausschlafen können, Bücher lesen und frische Luft. Insofern ist es egal, ob ich im Gebirge oder am Meer abhänge. Hauptsache, ich muss nicht immer alleine gegen die Werwölfe kämpfen und den Abwasch machen.

2. Schaumbad, Mozart, Champagnertrüffel…: Was kannst du so richtig genießen?
Mein großes Problem ist, dass ich nichts so richtig genießen kann. Wenn ich das eine mache, bin ich in Gedanken schon beim Übernächsten. Wo wir auch schon bei Frage Nr. 3 wären:

3. Nobody is perfect – welche kleine Macke hast du?
Eine meiner kleineren Macken ist, dass ich nichts genießen kann. Die anderen verrate ich lieber nicht. Wer weiß, wer hier alles mitliest.

4. Denke zurück an deine Teenagerzeit: Welcher Star zierte deine Zimmerwand?
“The Bangles” und “Pierre Cosso” natürlich. Wer denn sonst? Was für eine seltsame Frage.

5. Wünsche dir ein Talent: Welches Handwerk würdest du gerne richtig gut können?
Ich würde wahnsinnig gerne richtig gut stricken können. Eigentlich kann ich es ja ein bisschen. Aber es reicht nie aus, um mal wenigstens einen Pullover fertig zu bekommen. Beim ersten Drittel des Vorderteils gebe ich meistens auf und auch Schals werden nicht länger als zehn Zentimeter. Einfach nur, weil ich es nicht richtig kann und viel zu langsam bin. Da verliere ich die Geduld und die Lust.

6. Eule oder Lerche – bist du ein Früh- oder Spätmensch?
Ich bin eine frühe Eule. Oder eine späte Lerche. Früh am Morgen lebe ich noch nicht so richtig und spät abends bekomme ich nichts mehr auf die Reihe. Ich vereinige die Nachteile beider Federtiere in einer Person. Wenn ich zum Ausgleich wenigstens im Dunkeln sehen könnte. Oder gut singen. Das wär schon was.

7. Du darfst dir ein Festtagsmenü wünschen. Was würde auf deiner Menükarte stehen?
Darf ich mir lieber ein neues Auto wünschen? Nein? Mh. Oder wenigstens ein neues Fahrrad? Auch nicht? Schon gut. Habe verstanden. Also Essen ist für mich nicht so wichtig. Ehrlich gesagt, ich wünsche mir schon seit langem, dass endlich mal einer Pillen erfindet, die man einwirft und die einen mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen und die auch noch satt machen und halbwegs gesundheitsverträglich sind. Das war jetzt keine gute Antwort, oder?

8. Welches war dein liebstes Kinderbuch? Was mochtest du daran?
Es waren so viele. Ich kann mich gar nicht mehr an einzelne erinnern. Vielleicht dieses ganz alte, dicke blaue mit Märchen von Clemens Brentano. Mit dem habe ich die Frakturschrift zu lesen gelernt und die Illustrationen waren faszinierend.

9. Bloggen ist unsere Leidenschaft – was gefällt dir so gut daran?
Ich weiß gar nicht, ob ich so eine richtige Bloggerin bin. Auf jeden Fall macht es mir großen Spaß, meinen Alltag nach Themen abzusuchen und diese scheinbar kleinen, unwichtigen Momente so aufzubereiten, dass auf einmal eine ganze Seite vollgeschrieben ist und manche Leute mir auch noch sagen, dass sie den Text gut oder sogar lustig fanden.

10. Lord, Mord oder Opel Record, … : Zu welchem Thema möchtest du gerne mal ein Buch schreiben?
Uff. Äh. Also. Keine Ahnung.

11. Und welches Buch möchtest du ganz bestimmt nicht noch mal lesen?
Alle Bücher von Mo Hayder.

Ich hoffe, dass meine Nominierten Lust und Ideen haben, die Fragen zu beantworten und dass sie nicht gerade zur gleichen Zeit von anderen nominiert wurden. Da meine Bloggerszene-Kontakte eher gering bis gar nicht vorhanden sind, habe ich nur zehn Leute nominiert. Ich bitte, den Regelverstoß zu entschuldigen. Aber Regeln sind ja nun mal zum Verbiegen da, glaube ich jedenfalls.

Jetzt kommen meine Fragen. Bin gespannt auf die Antworten:

1. Konzert oder Konserve? Wie genießt du gute Musik am liebsten?

2. Elektronik oder Holzbuch? Was hältst du von der aufkommenden Mode des elektronischen Buches, auch E-Book genannt?

3. Bett oder Sessel? Wo liest du am liebsten?

4. Welche Persönlichkeit möchtest du in deinem Leben gern mal treffen und was würdest du ihr oder ihm dann sagen?

5. Wofür lässt du alles stehen und liegen?

6. Welches Buch nimmst du mit in deine Raumkapsel, wenn der Planet zu explodieren droht?

7. Worüber hast du zuletzt so richtig aus vollem Herzen gelacht?

8. Was steht auf der linken Seite deines Schreibtisches?

9. Alltag oder Ausnahmezustand? Welche Themen verarbeitest du am liebsten in deinen Blogtexten?

10. Wenn du ein ganzes Jahr lang nur Zeit für dich hättest, ganz ohne Verpflichtungen und mit unbegrenztem Taschengeld, was würdest du in dieser Zeit machen?

11. Ist zwar noch eine Weile hin, aber mir fällt keine 11. Frage ein. Deshalb: Was wünschst du dir zu Weihnachten?

Und das sind die Glücklichen, die ich eben nominiert habe:

1. Die romantische Fantasy-Autorin Lana Silny: http://www.lana-silny.de
2. Die Königin der Vampire May R. Tanner:  http://immaculatebreed.wordpress.com/
3. Die Pflegerin der fusseligen Bücherwürmer Sabrina Hahn: http://fusseligebuecherwuermer.blogspot.de
4. El Presidente CARaaven: http://www.c-a-raaven.de/
5. Volkmar Schmidt, mit der Kamera auf dem Sprung nach Hollywood: http://volkmar-schmidt.net/
6. Die Textine Judith Burger: http://www.judith-burger.de/
7. Der Journalist und Liebhaber meistens richtig guter Musik Steffen Könau: http://www.koenau.de
8. Der Ritter in der strahlenden Rüstung Isidorus: http://blog.ottonenzeit.de/
9. Der spitzfedrige Kritiker mit der Vorliebe für das seltsame Nahrungsmittel Teichelmauke: http://teichelmauke.me
10. Hans, der alles über Heuschrecken weiß und noch viel mehr: http://meinfigaro.de/Hans

Die Formalitäten: Regeln müssen nun mal sein. Mehr oder weniger jedenfalls:

Ihr müsst die Person verlinken, die euch nominiert hat.
Ihr  müsst 11 Fragen, die die verlinkte Person gestellt hat, beantworten.
Sucht Euch 11 Leute, die unter 200 Follower* haben und nominiert sie und informiere sie darüber.
Überlegt Euch 11 Fragen für die neu nominierten Personen.
*Leider weiß ich absolut nicht, wer wie viele Follower hat. Und falls ihr keine Lust habt, lustige, zeitraubende Kettenspiel-Spielchen zu spielen, dann macht einfach nicht mit. Ich kontrolliere nämlich nicht. Oder vielleicht doch? Na mal sehen. Ich überlege es mir noch.

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Der Blick fürs Detail oder wie das Wulliwusch seine Nase verlor

Seit Monaten nehme ich mir vor, mal wieder Sport zu treiben. Seit zwei Tagen mache ich es tatsächlich. Es handelt sich um Reitsport. Ich bin das Pferd und trabe durch die Wohnung. Auf mir sitzt „Yakari“ – eigentlich ein kleines Mädchen, das normalerweise Ballerina-Prinzessinnen-Elfe sein will – und feuert mich an: „Schneller, Kleiner Donner! Schneller!“ Yakari übersieht dabei ein kleines Detail. Sein Pferd “Kleiner Donner” ist gar kein Pferd, sondern eine unsportliche Frau mit einem Rückenproblem, die sich auf allen Vieren durch die Wohnung quält. Ich sehe es der Reiterin nach. Schließlich ist sie mit ihren gerade mal vier Jahren noch ein ganz kleines Kind und lebt den größten Teil des Tages in ihrer Fantasiewelt. Da fehlt der kritische Blick auf kleine, unbedeutende Details.

Doch nicht nur den kleinen Menschen geht es so, sondern auch den großen Leuten. Eine wunderbare Fantasiewelt ist Magiyamusa. Schöpferin ist die Autorin Marlies Lüer. Sie fragte mich vor ein paar Wochen, ob ich ihr ein Wulliwusch zeichnen könnte. Ich sagte „Ja!“ und fragte vorsichtshalber nach, was denn ein Wulliwusch überhaupt sei, denn ich hatte noch nie davon gehört. Sie beschrieb mir das Tier sehr genau. Groß und kräftig sei es. Gestreift, mit stämmigen Beinen, langen Ohren und so weiter. Aus lauter Mosaiksteinchen setzte sich vor meinem inneren Auge ein hasenköpfiges, stämmiges Reittier zusammen, das durch Magiyamusa trabt. Ich spitzte meinen Bleistift, zeichnete es auf und schickte es Marlies Lüer. Sie war begeistert davon und vertraute mir ihr noch unveröffentlichtes Manuskript an. So konnte ich mich noch ein bisschen mehr in ihre Fantasiewelt einlesen.

Ich streifte die darauffolgenden Abende mit dem tapferen Fearghas durch das fantastische Magiyamusa und begegnete unglaublichen Wesen. Und plötzlich geschah das Unfassbare: Ich stand vor einem ausgewachsenen Wulliwusch. Nur sah es ganz anders aus, als auf meiner Zeichnung. Das echte Wulliwusch trug einen Rüssel mitten im Gesicht und klopfte damit gerade dem Helden der Erzählung freundschaftlich auf die Schulter. Das Wesen auf meiner Zeichnung besaß jedoch eine putzige Hasennase. Um sie einigermaßen realistisch hinzubekommen, hatte ich sogar ein Zoologiebuch und dessen Abbildungen zu Rate gezogen. Die Nase war recht gut gelungen. Nur auf die Schulter klopfen konnte das Wulliwusch damit niemandem. Höchstens ein unverbindliches Anstupsen wäre möglich gewesen.

In meiner Not kontaktierte ich sofort die Autorin, die gerade im Begriff war, meine Zeichnung mit dem hasennasigen Wulliwusch an den Verlag zu schicken. Ich erklärte ihr das Problem und wir lösten es. Natürlich nicht, in dem sie einen Teil des Textes nachträglich veränderte und das Wulliwusch stupsen anstatt mit dem Rüssel hantieren ließ. Oder heißt es besser „rüsselieren“? Nein. Ich schnappte mir den Radiergummi, radierte schweren Herzens die Hasennase weg und ersetzte sie durch einen Rüssel. Die Autorin war froh und das Wulliwusch vermutlich auch. Denn jetzt konnte es im wahrsten Sinne des Wortes buchstäblich genau das mit seinem Rüssel tun, was Schwarz auf Weiß im Buch festgeschrieben war.

Das Buch ist übrigens inzwischen kein unveröffentlichtes Manuskript mehr. Man findet es im wilden Bücherdschungel Amazoniens und kann es erwerben. Und die Zeichnung vom Wulliwusch ist auch drin.