Entweder es passiert rein gar nichts oder es passiert alles gleichzeitig. Eine Binsenweisheit, die in Wirklichkeit eine Regel ist, wie ich in den vergangenen Wochen mal wieder feststellen durfte.

Ein Auftraggeber beglückte mich unverhofft mit einem Projekt, das mich Tag und Nacht an den Rechner kettete. Die Renovierungsarbeiten hatten ihren Höhepunkt erreicht. Ich dagegen meinen Tiefpunkt, weil ich als Bauhelferin zwar fleißig und lernwillig, aber längst nicht so versiert wie ein gelernter Maurer bin. Und dann kam da noch diese E-Mail. Die Anfrage einer Autorin, ob ich ganz schnell fünf kleine Zeichnungen für eine Buchveröffentlichung liefern könnte. Und wenn ich schon dabei bin, gleich noch fünf für ein zweites Buch.

Die Autorin heißt Katjana May. Ich mag ihre Texte. Deshalb sagte oder besser “mailte” ich sofort: „Ja!“. Im selben Augenblick stöhnte es laut auf. Das war meine imaginäre To-do-Liste, die mir einen Vogel zeigte, die Augen verdrehte und die Hand vor ihrer Kehle hektisch hin und her bewegte. Vermutlich war sie mit meiner Entscheidung nicht so ganz einverstanden. Doch ich ignorierte das Herumgehampel und machte mich sogleich ans Werk. Das heißt, ich hätte es gern getan. Aber da gab es ja noch die Sache mit der Renovierung, den bevorstehenden Umzug und das Großprojekt, das inzwischen in Akkordarbeit ausartete. Ehrlich gesagt machte ich mich deshalb nicht so ganz gleich ans Werk. Trotzdem schaffte ich es auf den letzten Drücker, der Autorin die bestellten Zeichnungen zu liefern, sodass sie es wiederum gerade noch schaffte, ihre Kurzgeschichten vor Halloween in zwei E-Books zu verpacken und im Internet freizulassen.

“Halloween” war in diesem Fall ein wichtiger Stichtag, da der Titel des einen E-Books nun mal “Sieben verhexte Geschichten” lautet. “Märchen: Zwölf magische Geschichten” heißt das zweite E-Book, in dem jetzt ebenfalls fünf meiner Zeichnungen in Form von winzig kleinen Vignetten stecken.

Ich durfte die fantasievollen Kurzgeschichten schon vor der Veröffentlichung lesen und ich mochte sie sehr. Die beiden E-Books sind für mich schöne Beispiele dafür, dass “Indie-Autoren”, die ohne Verlag veröffentlichen, durchaus lesenswerte Bücherperlen produzieren.